Ich glaube, die meisten Menschen mögen ihn. Er ist der heimliche Liebling aller Kuchengenießer: Der Marmorkuchen. Ich möchte Ihnen heute einen kleinen Marmorkuchen vorstellen, den ich in einer Napfkuchenform gebacken habe.
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Kartoffelpüree mit gedünstetem Spitzkohl und Rotweinjus
Als ich das Rotweinjus entwickelte hatte ich ein Bild aus meinem Kindheits-Saarland in mir: Es ist Sonntag. Das Küchenfenster steht offen. Der Wind spielt fast unmerklich und in unterschiedlichen Intervallen die weiße Gardine herein. Draußen ist es frisch aber nicht kühl. Blauer Himmel und ein paar Wolken. Kirchengeläut. Der Duft von Gewürzen und Rotwein liegt in der Luft.
Würde ich diesem Bild einen Namen geben, würde ich es Sonntagsglück nennen. Ein Name wie aus einem einfachen Alpenroman – aber es trifft es. Im Einfachen liegt ja auch oft etwas Seelenheil – eine Leichtigkeit.
Etwas geschmorter Spitzkohl als Gemüse der Saison. Dazu Püree. Und das Rotweinjus.
Gemüse gekocht. Den gewonnenen Fond in der Pfanne mit Rotwein und Gewürzen zu Jus verwandelt. Nussbuttrige rote Sauce mit frischem Thymian wird in jede Fuge fließen.
Viele denken, das ist kompliziert, aber es ist einfach. Zeitenlose Sonntagsglück-Leichtigkeit.
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»Si, si, si. Streuselkuchen. Si.« Professor Caprese ging im Kochlabor auf und ab und telefonierte. Das ging eine halbe Stunde lang so. Schließlich legte er auf.
»Wer war das denn?« Ich war neugierig.
»Meine Cousine Laura.«
»Und was wollte sie? Ich meine … mit einem Streuselkuchen?« Ich wunderte mich, dass Caprese überhaupt dieses Wort verwendet hatte.
»Sie besitzt ein kleines Café in Neapel und würde sich sehr freuen, wenn Sie ihr Ihr Streuselkuchen-Rezept zusenden würden. Sie wissen schon, dieser unglaublich weiche mit den krossen Streuseln.« Er verdrehte verzückt die Augen.
»Mein Streuselkuchen-Rezept? Woher kennt denn Ihre Cousine meinen Streuselkuchen?« Die Sache wurde immer wundersamer.
Caprese wirkte verlegen und druckste herum. Dann erzählte er mir alles. Er hatte doch tatsächlich seiner Cousine einen halben Streuselkuchen zugeschickt. Aus dem Kochlabor entwendet, eingewickelt in Folie und losgeschickt.
Mit hochrotem Kopf stand er vor mir.
»Sie sind ein Dieb.«
Ich war ihm natürlich nicht böse. Mein Streuselkuchen in Neapel? Das schmeichelte mir. Eigentlich ein sehr einfaches Rezept. Im Kochlabor aßen wir ihn oft am Nachmittag. Der Duft. Innen fluffig und weich. Außen kross.
Ich schrieb das Rezept auf und der Professor schickte es gleich los.
Einige Tage später kamen im Kochlabor per Post ein paar Fotos aus Neapel an. Zwei Bäcker mit Streuselkuchen in der Backstube. Cousine Laura mit dem Streuselkuchen in der Hand im Café. Drei Streuselkuchen im kleinen Schaufenster: »La torta sbriciolona del Signore Grün«. Ich war schon ein wenig stolz.
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