Um 11.30 Uhr klingelte das Telefon. »Signore Grün, was machen Sie gerade?«
»Hokkaido.»
»Oh – Sport. Das hätte ich Ihnen gar nicht zu getraut. Und was gibt es zu essen? Wenn ich so unverblümt fragen darf.«
»Hokkaido mit Pflaumen-Sauce und grünen Linsen.«
Ich muss zugeben, ich war etwas wortkarg. Klang unfreundlich. Das wollte ich gar nicht. Aber ich hatte mich am Ofen verbrannt und drei Töpfe waren mir scheppernd auf den Boden gefallen. So einer dieser Tage, an denen ich eigentlich gar nicht kochen sollte.
»Sie sind herzlich eingeladen. Tut mir leid, wenn ich etwas kurz angebunden bin.«
Er kicherte etwas. »Ist okay. Ich bringe Panforte mit und Luigi.« »Ja.«
Ich freute mich. Die Laune stieg. Caprese und Luigi waren immer sehr unterhaltsam.
…
Kartoffel-Lauch-Suppe mit Schlagsahne und Zuckerrübensirup
Vor ein paar Tagen hat mir Professor Caprese eine Seilbahn eingerichtet. Sie verläuft vom Kochlaborfenster zu seinem Küchenfenster im Nachbarhaus. Man muss einen kleinen Korb mit motorbetriebenen Rollen einhängen, auf einen schwarzen Knopf am Fensterrahmen drücken und die Gondel rauscht samt Inhalt davon.
Bisher haben über diese Bahn nur ein Schraubenschlüssel, ein Korkenzieher und zwei Flaschen Wein die Seiten gewechselt. Das wollte ich ändern. Ich hatte gerade eine neue Herr Grün Rubrik »Grüße aus dem Kochlabor« eröffnet und dazu eine kleine Portion Kartoffel-Lauch-Suppe gekocht. Ich füllte sie in zwei kleine Gläser. Obenauf etwas Schlagsahne und ein paar Fäden Zuckerrübensirup. Ich stellte die Gläser mit der Suppe gut abgedeckt in die Gondel und schickte sie los.
Der Professor nahm sie auf der anderen Seite entgegen. Ich sah, wie er lachte. »Signore Grün, danke! Mille Grazie! Vielmals.« Er winkte mir mit seinem Hut zu.
…
Erbsensuppe mit Mascarpone-Bohnenkraut-Nocken
Als ich heute vom Markt kam, saß Professor Caprese schon am Tisch. Er las in einer Zeitschrift etwas über einen Küchen-Roboter aus Japan, der Gemüse schälen und mit dem Messer kleine Roboter aus Möhren und Kohlrabi modellieren konnte. Allerdings hatte er sich bei der Pressevorführung in Tokio schon im ersten Durchgang mit dem Messer in die Hand gestochen, sodass seine Hauptsicherung durchbrannte. Caprese war entsetzt. »Das wäre mir mit Luigi nicht passiert.«
Ich hatte heute keine Lust auf Elektroschnickschnack und legte die Tüte mit den Erbsenschoten vor ihn auf den Tisch. »Hier. Können Sie die bitte palen? Heute gibt es Erbsensuppe mit Mascarpone-Bohnenkraut-Nocken.« Da legte er gleich los. Und brummte freudig vor sich hin. Caprese liebt nämlich Erbsen.
…