Professor Caprese erzählte mir heute von dem berühmten chinesischen Zauberkünstler Bo Guo, der Ende des 19 Jahrhunderts in Shanghai auftrat. Er wurde während einer Vorstellung in einer Kiste eingeschlossen. Beim späteren Öffnen war er natürlich verschwunden, aber er hatte einen Zeitungsausschnitt einer großen chinesischen Tageszeitung vom nächsten Tag hinterlassen. Öffnete man am darauffolgenden Tag die Kiste, saß Bo darin und lächelte die Zuschauer an.
Das war allen ein Rätsel – denn es war wirklich ein Teil der Zeitung vom anderen Tag und die Geschehnisse, die im vorgefundenen Zeitungsausschnitt beschrieben wurden, hatten tatsächlich stattgefunden.
Natürlich war es ein Trick. Bo verbrachte die Zeit an einem geheimen Ort. Er liebte es während seiner Abwesenheit ein bestimmtes Mie-Nudelgericht zu essen. Das musste vom Veranstalter genau so zubereitet werden, wie es Bo in einem Rezept aufgeschrieben hatte.
Bei einer Vorstellung war das aber nicht der Fall. Der Veranstalter hatte das falsche Curry verwendet.
Beim Öffnen der Kiste fand man wieder einen Zeitungsartikel, in dem berichtet wurde, dass Bo Guo während einer Vorstellung verschwunden und nie wieder aufgetaucht sei.
Als man am Tag nach der Vorstellung die Kiste öffnete, war der Zauberer nicht wie üblich darin.
Man öffnete die Kiste immer wieder. Tagelang. Wochenlang. Die Kiste blieb leer.
Bo Guo tauchte nie wieder auf.
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Schwarzwurzeln indische Art mit einer Sauce aus Kokosmilch und püriertem Backofengemüse, Koriander, Kreuzkümmel und Chili
Gerade in der letzten Jahren entdecken die Menschen mehr und mehr verschollene Gemüseschätze wie etwa die Petersilienwurzel, die Pastinake oder verschiedene Karottenarten. Bei der Schwarzwurzel sind viele noch zurückhaltend, vielleicht weil sie sich nicht gleich offenbart.
Die Schwarzwurzel wird auch Winterspargel genannt, obwohl der Geschmack völlig anders ist, als dieser Begriff vermuten lässt. Hinter der erdigen Kruste steckt ein weißer Schatz, mit einer zurückhaltenden Nussnote. Schwarzwurzeln gibt es von Oktober bis April auf den Märkten oder in manchen Supermärkten.
Ich bringe verschiedene Zutaten gerne in unerwartete Kontexte – das macht sie oftmals erkennbarer, und so dachte ich, die scheue Schwarzwurzel passt gut zu einer exotischen indischen Sauce.
Damit die Sauce schön würzig und sämig wird und einen vollen Korpus erhält, habe ich geröstetes Backofengemüse püriert und mit Kokosmilch gemischt. Dazu kommen noch Currypulver, gemahlene Kreuzkümmelsamen, frische Korianderblätter – und, um die Schwarzwurzeln ein bisschen anzuregen, etwas zerbröselte getrocknete Chilischote.
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