Beim Nachmittagskaffee hatte Professor Caprese rot verquollene Augen. Ich wusste, er hatte wieder die ganze Nacht Western geschaut. Das liebte er. Oft sah ich ihn noch spät durchs Fenster mit Luigi vor der Flimmerkiste sitzen. Manchmal ballerte und krachte es und der Professor johlte.
»Signor Grün, ich möchte Sie gerne etwas fragen.«
Ich nickte.
»Wie Sie wissen, habe ich schon sehr viele Western gesehen. Man sieht aber nie, was sie essen. Warum ist das so?«
Er hatte recht. Obwohl die Menschen in Western häufig beim Essen zu sehen waren, wurde nie etwas Genaues gezeigt.
»Nun, ich denke, sie aßen rote Bohnensuppe mit Paprika und Zwiebeln. So was.« Das war natürlich nur eine Vermutung.
»Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen morgen Mittag eine Westernsuppe kochen. Was meinen Sie?«
Er war sichtlich begeistert. »Das hört sich gut an.«
Am anderen Tag hatte ich eine Suppe aus Kidneybohnen mit Paprika, scharfer roter Peperoni, roten Zwiebeln und Knoblauch, gewürzt mit Curry, Thymian, Rosenpaprika und frischem Pfeffer gekocht. Als Überraschung hatte ich ein paar scharfe Bulgurklößchen als Einlage gebraten. Darauf war ich ganz besonders stolz, obwohl wahrscheinlich oder ganz sicher nie auch nur ein Westernheld oder Cowboy jemals ein Bulgurklößchen gesehen hatte.
Der Professor löffelte die Suppe und war sichtlich erstaunt. »Sehr pikant, Signore grün. Eine richtige Westernsuppe. Die mag ich. Auch die Klößchen. Ein Knaller.« Er brummte vergnüglich.
…