Heute unterhielt ich mich beim Frühstück mit dem Professor über Mut.
Er erzählte mir eine Geschichte.
Vor langer Zeit lebten in Portugal am Berg in einem Dorf ein paar hundert Menschen. Sie lebten auf einer Seite des Berges und waren nie auf der anderen Seite gewesen.
Einmal im Jahr gingen alle auf den Gipfel des Berges. Dort gab es eine Höhle, aus der der Berg zu den Dorfbewohnern sprach. Er hatte viele Forderungen. Wollte ein Teil der Ernte. Gemüse. Weizen. Und sogar wertvolles Bauholz.
Die Menschen hatten sowieso schon viele Sorgen, taten aber, was der Berg sagte.
Und es gab ein ungeschriebenes Gesetz: Niemand sollte auf die andere Seite des Berges gehen. Niemals.
Ein Bäcker, der von einer jährlichen Bergbegehung zurückkam, berichtete seiner Familie von den Forderungen des Bergs. Er hatte Zwillinge – ein Mädchen und ein Junge. Sie waren 10 Jahre alt.
»Was ist, wenn wir nicht tun, was der Berg sagt?«, fragten die beiden ihre Eltern. Die erschraken bei der Vorstellung.
Die Kinder gingen durch das Dorf und stellten allen Menschen diese Frage: »Was ist, wenn wir nicht tun, was der Berg sagt?«
Der Gedanke verbreitete sich schnell und die Menschen waren aufgeregt aber auch neugierig.
Schließlich gingen die Kinder eines Nachts heimlich los, um zu sehen, was auf der anderen Seite des Berges war. Nach zwei Tagen kamen sie zurück und erzählten, dass es auf der anderen Seites des Berges genauso ausschaute wie auf ihrer Seite. Alles war genau gleich. Nur Menschen wohnten da keine.
Schließlich gingen nach und nach alle Dorfbewohner auf die andere Seite. Einige siedelten sich dort mit der Zeit an. Der Bäcker eröffnete oben auf dem Berg eine Bäckerei. Mit seiner Spezialität – den Puddingteilchen mit extra dicken Streuseln.
Von dem Berg hatte man niemals wieder etwas gehört.
…