Beim Kochen und Backen und überhaupt im Leben kann man sich ja per Fantasie alles erschaffen, was man will.
Übrigens mache ich das auch außerhalb des Kochlabors oft – also mir etwas vorstellen und wieder verwerfen. Bin ich beispielsweise in einem Geschäft für Haushaltswaren und sehe eine Maschine – spiele ich alles durch. Wie ich sie kaufe, sie verwende, ihre Fehler kennenlerne, denke, dass ich sie eigentlich gar nicht gebraucht habe. An dieser Stelle verlasse ich das Geschäft und bin erleichtert. »Herr Grün, das meinen Sie jetzt nicht ernst?« Doch! Probiert es doch mal aus. Das macht Spaß. Die meisten Maschinen braucht man doch gar nicht.
Aber wie bin ich nun vom Flankuchen dahin gekommen? Mh…jetzt weiß ich es. Ich hatte in meiner Fantasie einen Flankuchenladen aufgemacht. Ich glaube, es war in Luxemburg, da war ich kürzlich. Ein kleiner Laden mit kleinen Flankuchen. Schlicht. Ich wollte mir gerade alles ausmalen, da blieb ich an der elektrischen Schiebetür hängen. Also gedanklich. Sie ging immer auf und zu, wenn man zu nahe an ihr stand. Was immer der Fall war. Im Sommer und im Winter. Also, ich konnte mich wegen der Schiebetür kaum auf meinen Flankuchen konzentrieren. Schließlich riss ich mich doch noch los. Und hier ist er: Der kleine Vanille-Flankuchen mit Beeren.
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Hörnchen mit Marzipan-Füllung – schnell und einfach selber backen
Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaute, sah ich Professor Caprese in seinem Garten sitzen. Er saß einfach nur da. Vor ihm ein gedeckter Frühstückstisch. Und es regnete. Ich lief nach unten und betrachtete das Malheur. Die Brötchen aufgeweicht. Das Wasser stand in den Kaffeetassen. Er schaute missmutig. Das Wasser tropfte von seinen Haaren auf seine Beine.
Ich musste ihn gar nicht fragen. Wusste, was passiert war. Gestern war es heiß – und er schwärmte am Vortag von einem Frühstück in einem kühlen, sonnigen Garten. Es regnete aber. Gestern 40 Grad – heute 19 Grad.
Er war ein Kindskopf. Was stattfinden sollte, sollte auch gefälligst stattfinden. Die riesengroße Freude plumpste fast hörbar ins nasse Gras. Ich konnte es gut verstehen, denn schließlich bin ich selber so.
Ich erzählte ihm von warmen Croissants mit Marzipan. Von frisch gekochtem Espresso im Kochlabor. Von einem Sommer mit so vielen Gelegenheiten, dass man sich später kaum noch erinnern könnte.
Er stand auf und schlurfte hinter mir her. Kindsköpfe vergessen auch schnell. Und der ganze Sommer lag noch vor uns.
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Beerentarte mit Mürbeteigboden, Johannisbeeren, Blaubeeren, Vanille-Mascarpone-Sahne und Minzblättern
Beim Laufen entdeckte ich in einer Schrebergartensiedlung vor einem Holzhaus eine Kiste Johannisbeeren zum Mitnehmen. Netterweise hatten die großzügigen Bewohner auch Beutel dazugelegt. Ich füllte einen mit den roten Beeren.
Zu Hause angekommen, zeigte ich sie dem Professor, der im Garten saß und mit einem aufgeschlagenen Buch mit dem Titel »Nagomi – Der japanische Weg zu Harmonie und Lebensfreude« vor sich hindöste.
Ich zeigte ihm die wunderbaren Johannisbeeren. Er murmelte etwas, dann war er sekundenschnell eingeschlafen.
Ich hatte im Kochlabor auch noch ein paar Blaubeeren und die Idee zu dieser Tarte:-)
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