»Signore Grün, wenn wir einen Küchenausflug machen würden, wo würden wir hinfahren? Ich meine spontan.«
Mh – Küchenausflug? Das Wort hatte ich noch nie von ihm gehört. Sicherlich meinte er das Kochlabor. Aber ich hatte ihn und Luigi immer als Gäste betrachtet und nie als Mitarbeiter. Aber mir gefiel der Gedanke.
»Sie meinen, wir alle. Alle Mitarbeiter des Kochlabors?«
»Ja, wir. Sie, Luigi und ich. Wir sind doch die Crew des Kochlabors.« Er lächelte und sah auch irgendwie stolz aus.
»Ja, dann würde ich Paris vorschlagen. So eine schöne Stadt. Und die Patisserien.« Ich sah plötzlich alles genau vor mir.
…
Käsetarte mit selbst gemachtem Orange Curd
Gegen Mittag klingelte das Telefon im Kochlabor. Ein Kratzen und Knattern am anderen Ende. Es war Professor Caprese.
»Signore Grün, morgen ist Pi Day. Das müssen wir feiern. Backen Sie bitte einen Kuchen. Einen runden Kuchen. Das ist wichtig.«
»Aber ich backe doch immer runde Kuchen. Wo sind Sie eigentlich?«
»Ich bin in einem … instabilen … Parallelunivers… Denken Sie … morgen. Pi … Käseku … 3 Uhr 14.« Dann war die Verbindung unterbrochen. Nur noch ein Rauschen.
Mh – also ich hatte gelesen, dass morgen Pi Day ist. Er ist alle 100 Jahre am 14. März eines 15. Jahres in einem Jahrhundert. Das liegt an der Zahlenfolge: 3.1415 … Viele Menschen auf der Welt feiern das Ereignis und backen Kuchen. Manche verzieren ihn mit einem π. Pi nennt man ja auch »Kreiszahl«. Mit ihr errechnet man zum Beispiel den Umfang eines Kreises.
Pünktlich um 3.14 Uhr saß der Professor am Tisch des Kochlabors. Ich hatte uns eine Käsetarte gebacken. Dazu gab es selbst gemachten Orange Curd und Schlagsahne.
Der Professor freute sich und erzählte, während wir Kuchen aßen, allerlei zur Zahl Pi und von einem unglaublichen Erlebnis …
…
Zuger Kirschtorte
Sonntagnachmittag. Endlich schien wieder etwas Sonne. Das Kochlabor duftete nach Espresso. Caprese kostete von der Torte. »Oh, Signore Grün, die ist ja …« Ich kannte dieses Strahlen. Ein Volltreffer.
»Es ist eine Zuger Kirschtorte.« Ich kam ihm zuvor. Er hätte sowieso danach gefragt.
»Zug? Das liegt doch in der Schweiz.« Ein Stirnrunzeln und er legte los. Das hatte ich befürchtet. Die Schweizer, also das seien doch … und die Steuern und das Land und die Leute. Ich wusste, dass er die Schweizer insgeheim bewunderte, aber Caprese ist halt Neapolitaner. Was soll man da sagen.
Er schloss mit einem Seufzer und nahm sich noch ein Stück.
Von der Torte, ich hatte eine kleine Variante gebacken, blieben nur zwei Stück übrig. Die hatte ich für Frau Plötzenhoff und Herrn Josele aufgehoben.
Die Zuger Kirschtorte mag ich sehr. Sie wird oft noch nach dem Originalrezept gebacken. Sie schmeckt übrigens am besten, wenn man sie für eine Nacht in den Kühlschrank stellt. Ich habe sie nach einem Rezept von swissmilk zubereitet, zu deren Seite ich von hier aus mit einem dicken Dankeschön und vielen Grüßen verlinke:-)