Professor Caprese saß vor einem der italienischen Brötchen mit den Gemüserolls und starrte es wie gebannt an. Dann biss er vorsichtig hinein. Ein Brummen. Er sprach kein Wort mehr. Zwischendurch einen Schluck Wein. Das ging eine Stunde lang so. Nach vier Brötchen atmete er auf. »Signor Grün, ich verreise wieder. Könnten Sie mir wohl einige dieser Brötchen mit auf den Weg geben?«
»Wie viele denn?«
»Sagen wir 20.« Er schaute mich fragend an und blinzelte dabei.
»20?! Das ist aber ganz schön viel. Wohin geht denn die Reise?«
»Zu einem Roboterkongress nach … ähm … Der ist in Mailand. Übermorgen.«
Dann erzählte er mir von seinen neuesten und bahnbrechenden Entwicklungen, der Reise, den vielen wichtigen Treffen, dem für ihn unzugänglichen Mailänder Essen, der mangelnden Zeit und lobte immer wieder die Brötchen, die italienischen Rolls – Polpette di verdure – wie er sie nennt.
Ich einigte mich mit ihm auf 10 Brötchen.
In den nächsten Tagen sah ich immer mal wieder Licht in seinem Arbeitszimmer. Wo er doch gar nicht da sein konnte.
Ich schaute durch ein altes Fernrohr und sah ihn da sitzen. Mit einem Buch. Lesend. Genüsslich kauend. Neben ihm, auf einem Tablett, lagen noch vier der Brötchen.
Ich ärgerte mich nicht. Er war ein kleiner Schwindler. Ein Genießer. Ich schaute noch einmal durchs Fernrohr. Nur noch ein Brötchen. Er wiegte den Kopf etwas hin und her. Ich freute mich.
…