Heute stellte sich der Professor auf dem Markt auf eine Obstkiste und hielt eine Rede über Vitamine. Im ersten Moment erschrak ich. Die Besucher mochten es aber. Applaudierten ihm zu, als er bei Vitamin C angelangt war und voller Begeisterung die gelbe Paprika lobte, die sehr viel davon enthält. Viele forderten sogar eine Zugabe und warfen ihm Münzen zu. Das wurde mir dann doch zuviel. Ich zog ihn von der Kiste und versprach ihm einen großen gelben Paprikasalat. Ich hatte auch schon eine Idee.
…
Rote-Bete-Salat mit einer Orangen-Kokosblütensirup-Vinaigrette, karamellisierte Kartoffeln und Feta
»Kann ich bitte noch etwas von dem Rote-Bete-Salat haben?« Caprese erstaunte mich. Ich hätte niemals gedacht, dass er Rote Bete mag. Er erzählte mir von seiner Tante Cinzia, die in Neapel in einem kleinen Theater als Schauspielerin gearbeitet hatte. »Eines Tages führten sie das Shakespeare-Stück ›Macbeth‹ auf. Da braucht man ganz schön viel Theaterblut. Bei der Premiere fehlte es. Jemand hatte vergessen, es zu bestellen. Da haben sie improvisiert und Rote-Bete-Saft genommen. Das funktionierte hervorragend. Aber es ging später nicht mehr aus den Kostümen. Ein Fiasko. Tante Cinzia kannte aber einen Trick, mit dem man die Rote Bete entfernen konnte. Ich glaube es war ….« Er hatte es vergessen, wollte aber noch einmal nachschauen.
Wir plauderten noch eine Weile über die faszinierende Knolle, die ihren Namen übrigens vom lat. beta (Rübe) hat.
…
Ravioli mit Estragon-Zitronen-Sauce und Feldsalat
»Cappelletti«, hörte ich die Stimme von Professor Caprese aus der Ferne sagen.
»Cappelletti«, antwortete Luigi blechern.
»Cannelloni.«
»Cannelloni.«
»Orecchiette.« » Orecchiette …«
So ging das seit einer Stunde. Ich riss das Fenster des Kochlabors auf und rief ganz laut: »Professor, was machen Sie da?« Ich erschrak etwas vor meiner eigenen Stimme.
Der Professor Caprese erschien am Fenster und rief zu mir herüber: »Ich bringe Luigi die wichtigsten Pastanamen bei. Er nimmt an einem Wettbewerb in Neapel teil.«
Aha, das war also die Lösung. Wieder einer dieser Wettbewerbe. Luigi hatte schon viele Preise gewonnen – aber einen Pastawettbewerb für Roboter? Was sollte das sein?
Meine Gedanken verloren sich und bahnten sich einen Weg zum Thema Pasta. Ich dachte an Ravioli und machte mich gleich ans Werk.
Um ein Uhr saßen wir alle am Tisch.
Mit Hingabe aß Caprese 16 Ravioli und eine riesige Portion Feldsalat.
»Und diesen Pastawettbewerb? Den gibt es wirklich?« Die Frage beschäftigte mich.
Er nickte, schaute dabei aber nicht auf. Dieser Schwindler.
…