Der Professor aß von der Blumenkohlsuppe und brummte. Das war eine große Auszeichnung. Ich hatte extra für ihn noch etwas Aceto Balsamico über den Birnen-Sahne-Meerrettich geträufelt.
„Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen, Signor Grün?« Er schaute mich fragend an.
Ich überlegte. Das war keine einfache Frage.
Er wartete meine Antwort gar nicht erst ab. »Ich würde Blumenkohl mitnehmen, Birnen, Meerrettich, Walnüsse und Balsamico.« Er strahlte.
So ein schönes Kompliment. Was soll man da noch sagen.
…
Rote Westernsuppe mit scharfen Klößchen
Beim Nachmittagskaffee hatte Professor Caprese rot verquollene Augen. Ich wusste, er hatte wieder die ganze Nacht Western geschaut. Das liebte er. Oft sah ich ihn noch spät durchs Fenster mit Luigi vor der Flimmerkiste sitzen. Manchmal ballerte und krachte es und der Professor johlte.
»Signor Grün, ich möchte Sie gerne etwas fragen.«
Ich nickte.
»Wie Sie wissen, habe ich schon sehr viele Western gesehen. Man sieht aber nie, was sie essen. Warum ist das so?«
Er hatte recht. Obwohl die Menschen in Western häufig beim Essen zu sehen waren, wurde nie etwas Genaues gezeigt.
»Nun, ich denke, sie aßen rote Bohnensuppe mit Paprika und Zwiebeln. So was.« Das war natürlich nur eine Vermutung.
»Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen morgen Mittag eine Westernsuppe kochen. Was meinen Sie?«
Er war sichtlich begeistert. »Das hört sich gut an.«
Am anderen Tag hatte ich eine Suppe aus Kidneybohnen mit Paprika, scharfer roter Peperoni, roten Zwiebeln und Knoblauch, gewürzt mit Curry, Thymian, Rosenpaprika und frischem Pfeffer gekocht. Als Überraschung hatte ich ein paar scharfe Bulgurklößchen als Einlage gebraten. Darauf war ich ganz besonders stolz, obwohl wahrscheinlich oder ganz sicher nie auch nur ein Westernheld oder Cowboy jemals ein Bulgurklößchen gesehen hatte.
Der Professor löffelte die Suppe und war sichtlich erstaunt. »Sehr pikant, Signore grün. Eine richtige Westernsuppe. Die mag ich. Auch die Klößchen. Ein Knaller.« Er brummte vergnüglich.
…
Sonntagssuppe mit selbst gemachten Grießklößchen
»Suppe mit Grießklößchen. Suppe mit Grießklößchen zum Weltgrießklößchentag!«, rief Frau Plötzenhoff laut und schwang dabei die Messingglocke.
Ich wusste gar nicht, dass es diesen Tag gibt, bis mich Frau Plötzenhoff darauf aufmerksam gemacht hatte. »Da müssen wir was tun, Herr Grün«, hatte sie zu mir gesagt. Mit diesem Blick.
Ich hatte eine Sonntagssuppe vorbereitet und natürlich Grießklößchen. Professor Caprese hatte uns ein Gefährt aus einem alten Leiterwagen gebaut. Das sah sehr hübsch aus. Mit Girlanden verziert. Ausgestattet mit zwei Kübeln, die jeweils 50 Liter Suppe fassten und einer Kreidetafel, auf der stand: »Zum Weltgrieklößchentag Suppe mit Klößchen für alle umsonst. Bringen Sie bitte nur Teller und Löffel mit.«
Es kam aber niemand. Die Straßen waren vollkommen leer. Keine Menschenseele.
Ach, dabei hatte ich mir solche Mühe gemacht.
»Aber ich bin mir sicher, dass heute der Weltgrießklößchentag ist«, bemerkte Frau Plötzenhoff und schwang mit Nachdruck die Glocke. Da kam plötzlich ein kleines Mädchen mit einem Hund aus einem der Häuser. Sie hatte einen Teller in der Hand und einen Löffel. Und ihr Hund: Er schwebte über dem Boden.
Professor Caprese lachte laut. »Signore Grün, merken Sie nicht, dass Sie träumen? Ich werde Sie jetzt kneifen, dann wachen Sie auf. Aber bitte kochen Sie mir heute diese Sonntagssuppe mit den Grießklößchen.« Ich versprach es ihm. Und sofort kniff er mich ins Bein. Ich wachte in meinem Sessel sitzend auf. Ich war eingenickt.
Gleich machte ich mich ans Werk. An das Sonntagssuppenrezept konnte ich mich noch gut erinnern. Als alles zubereitet war, rief ich den Professor an. Schließlich hatte ich es ihm versprochen.
…