»Dieses Jahr werden sie schön rot und aromatisch«, meinte der Professor beim Nachmittagskaffee in seinem Garten und betrachtete den Himbeerstrauch.
Ich nickte zustimmend.
Letztes Jahr hatte er Schalen mit dicken, roten Himbeeren, die er auf dem Markt gekauft hatte, in Sichtweite des Strauchs gestellt. Das sollte den kleinen grünen Himbeeren Mut machen und sie zur Nachahmung ermuntern. »Pflanzen sind nämlich sensible Lebewesen, Herr Grün.« Das war für den Professor wissenschaftlich gesichert.
Schon nach kurzer bemerkten die Amseln die Vorbild-Himbeeren und futterten sie mit Hingabe. Der Professor gab nicht auf und stellte stattdessen Bilder mit Himbeeren auf, die er auf Holzklötzchen befestigt hatte. Das zog wiederrum die Schnecken an, die erstaunlich artistisch über die Fotos krochen. Jeden Morgen ging er in den Garten, nahm behutsam eine Schnecke nach der anderen von den Fotos und setzte sie, für Schnecken gefühlt sicherlich Meilen weit weg, auf einer Wiese ab, von woher sie sich wieder auf den Weg machten. Eine klassische Sisyphusarbeit.
Zum Kaffee im Garten bei Sonnenschein gab es eine wunderbare Himbeertarte. Bei jedem Bissen verdeckte ich das Tartestück etwas mit der Hand und linste zu den Himbeeren hinüber. Ob sie uns wirklich beobachten? Man weiß ja nie.
Zutaten (für eine Springform mit 15 cm Durchmesser)
Anmerkung: Ich habe für diesen Kuchen eine 15 cm Springform verwendet. Sie können gerne auch größere Formate verwenden. Mithilfe der Herr Grün Umrechnungstabelle für Backformen geht das ganz einfach. Sie finden sie hier.
Mürbeteigboden
60 g Mehl 405 (Dinkelmehl 630 nehme ich normalerweise – aber mit Rücksicht auf das derzeitige Kaufangebot habe ich 405er Mehl gewählt)
35 g Rohrohrzucker (bitte nicht Rohrzucker)
1 geh. TL Backpulver-Reinweinstein
40 g vegane Margarine
1 EL (7 g) Leinsamen geschrotet oder Sie mahlen oder mörsern ihn selbst – das ist ganz einfach
3 EL Mineralwasser
Für den Belag
100 g pflanzlichen Joghurt
15 g Rohrohrzucker (bitte nicht Rohrzucker)
1 TL Vanillezucker
ca. 10 Himbeeren (oder mehr – ganz wie Sie möchten)
15 g Mandelblättchen
Zubereitung
Mürbeteigboden
Den Backofen auf 180 Grad Umluft vorheizen.
Tipp: Ich kleide die Form immer mit etwas Backpapier aus. Zuerst das Backpapier auf den Boden legen und dann mit dem Springteil einklemmen. Das überstehende Papier um die Form herum abschneiden. Dann Streifen (etwas mehr als die Höhe der Form) vom Backpapier abschneiden. Den Rand der Form mit Margarine einfetten und die Streifen darauf kleben. Vielleicht etwas ungewöhnlich, aber (besonders bei älteren Backformen) sehr wirkungsvoll.
Den geschroteten Leinsamen mit dem Mineralwasser in ein Schüsselchen geben und 5 Minuten quellen lassen.
Das Mehl, die 35 g Rohrohrzucker und das Backpulver-Reinweinstein in eine Rührschüssel geben und gut vermischen.
Die Margarine in einem Topf zerlassen und über die Mischung gießen.
Den gequollenen Leinsamen dazugeben.
Alles mit einem Löffel und anschließend mit der Hand gut zu einer homogenen Teigmasse vermischen.
Die Teigmasse auf den Boden der Springform geben und einen ca. 1,5 bis 2 cm hohen Rand hochdrücken.
Den Joghurt mit 15 g Rohrohrzucker und dem Vanillezucker gut vermischen und auf der Teigmasse verteilen.
Die Himbeeren waschen und auf dem Joghurt verteilen.
Nun noch die Mandelblättchen über alles streuen.
Jetzt kommt das Ganze bei 180 Grad (Umluft) auf einem Gitterrost für ca. 50 bis 60 Minuten auf der mittleren Schiene in den Ofen. Gehen Sie nach Ihrer Erfahrung mit dem Herd – denn jeder Herd ist ja anders.
Viele Grüße aus dem Kochlabor
Herr Grün
Daniela Hernig meint
Das Rezept klingt sehr lecker! Eine Frage hätte ich noch: Muss der Mürbeteig nicht in den Kühlschrank vor dem Backen?
Herr Grün meint
Liebe Daniela! Wenn ich ihn sofort backe, lasse ich das mit dem Kühlschrank. Ansonsten geht er in den Kühlschrank:-) Viele Grüße – Herr Grün