Vor jedem Essen fragt mich Professor Caprese, ob er zu kräftig sei. Das verneine ich. Dann muss ich auch schwören, dass das stimmt. Auf den Heiligen Franziskus und etliche andere Heilige, deren Namen ich nie gehört habe und auf alles, was mir sonst noch heilig ist. Sogar auf mein Kochlabor. Das tue ich mit ruhigem Gewissen, denn er ist höchstens ein wenig beleibt. Italienisch proper. Ein Pastagenießer. Und: Jeder darf so sein, wie er sich am wohlsten fühlt.
Wenn das Ritual abgeschlossen ist, zieht er sein Hemd aus und sitzt dann vor mir im weißen Unterhemd. Die kleine runde schwarze Brille auf. Er freut sich wie ein Sommerkind auf die Pasta. Heute gibt es selbst gemachte Spaghetti mit Pesto all’arrabbiata und Veganinolo. Nach drei Tellern fragt er wieder: «Wirklich nicht?« »Nein – auf keinen Fall. Sie sind ein Genießer – das zählt.« Ich freue mich, dass es ihm schmeckt. Pesto-Spritzer auf den Brillengläsern. Er lacht.
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