Neulich saß ich im Kühlschrank und las etwas in dem Tim und Struppi Buch, das mir der Professor geschenkt hatte. Plötzlich hörte ich eine Stimme. Ich konnte zuerst gar nicht erkennen, wo sie herkam.
»Herr Grün?«
»Wer spricht da?«
»Ich bin’s, der Pflaumensirup. Sie erinnern sich?«
»Aber ja. Natürlich.« Er stand zwischen der Milch und dem Möhrensaft. In seiner kleinen Schnappverschlussflasche konnte man ihn leicht übersehen.
»Darf ich Sie was fragen?«
»Was du willst, lieber Pflaumensirup.«
»Ich hätte da eine Idee. Gestern unterhielt ich mich mit dem Estragon. Wir sind der Meinung, dass wir gut zusammenpassen. Wir dachten an Essig. Das würde uns gefallen.«
Das war eine exzellente Idee. Warum war ich da nicht selber drauf gekommen.
Ich bedankte mich beim Pflaumensirup, öffnete die Kühlschranktür, sprang heraus und machte mich gleich ans Werk.
…
Herr Grüns schnelle Pastabrötchen – wie vom Italiener
Der Professor hatte wieder Heimweh. Das sah ich ihm an. Er freute sich sehr über die frischen Tortelloni, aber so eine richtige Mittagsstimmung, wie wir sie sonst hatten, wollte einfach nicht aufkommen. Ich machte allerlei Grimassen, lustige Geräusche und trommelte auf den Töpfen herum. Luigi spielte seine Lieblingslieder. Nichts half. Aber ich hatte noch einen Trumpf in der Hand. War vorbereitet.
Ich nahm das Blech aus dem leicht angewärmen Ofen und hob vor seinen Augen das Tuch hoch.
»Pane…« Capreses Augen strahlten. Ich kannte seine Vorlieben und hatte lange herumgetüftelt. Außen kross und innen schön weich und fluffig. Und nach Hefe sollten die kleinen Pastabrötchen duften. So hatte er es sich immer gewünscht. In 12 Minuten waren sie fertig gebacken. Heimweh ist natürlich heilbar.
…
Pflaumentarte mit Schoko- und Mascarponecrème
An manchen Tagen besucht mich Luigi. Er sitzt dann meistens am Fenster und schaut hinaus. Was er genau beobachtet, kann ich nicht erkennen. In dieser Woche war es nun der dritte Tag hintereinander, dass er zwei drei Stunden im Kochlabor verbrachte. Er hört neuerdings auch italienische Popmusik aus seinem kleinen Lautsprecher. Seine Lämpchen bewegen sich zum Rhythmus. Etwas surrt fast unhörbar. Es stört mich nicht. Ich rätselte, warum er nun häufiger kam. Schließlich rief ich Professor Caprese an, um zu erfragen, was das Geheimnis des kleinen Roboters war.
»Er mag Sie. Und er liebt Ihre Kuchen. Er hat sie alle fotografiert und schaut sie sich manchmal an. Wussten Sie das nicht? Wenn Sie ihm eine Freude machen wollen, dann backen Sie ihm einen Kuchen.«
Mir war schon klar, dass Luigi den Kuchen nicht essen konnte. Aber das war ihm wohl auch selber nicht wichtig. Ich hatte Pflaumen, Schokolade und Mascarpone da. Daraus ließ sich was machen.
Ich backte einen Tarteboden und bereitete eine Schokocrème zu. Darauf legte ich frische Pflaumen. Obenauf eine dicke Wolke aus Mascarpone und Schlagsahne.
Luigi schaute immer mal herüber. Die Lämpchen drehten sich wie verrückt. Als der Kuchen fertig war, kam er ganz nah heran. Die Kamera fuhr aus seinem Kopf heraus und fotografierte die Tarte von allen Seiten. Dann verschwand er wackelnd. Ich glaube, er mochte ihn. Wie ist es mit Ihnen? Haben Sie Lust auf eine Pflaumentarte?
…