Als Professor Caprese vom Markt kam, war er etwas aufgeregt. »Sie sollen das Essen auf keinen Fall überthymianisieren“, meinte er.
»Überthymianisieren? Wer hat das gesagt?« Ich musste lachen. Das Wort war toll, aber ich hatte es noch nie gehört.
»Der Mann am Gemüsestand. Überthymianisieren wie Versalzen, denke ich.« Caprese setzte sich an den Tisch und packte die Einkäufe aus. Ein riesiger Strauß Thymian kam zum Vorschein. Nun war mir klar, was Caprese meinte. Nicht schlimm. Thymian konnte man immer gut gebrauchen.
Ich fing an, das Essen zuzubereiten. Es gab Strauchbohnen mit Zitronen-Thymiansauce und Pommes-Allumettes. Ich glaube, das werden Sie mögen.
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Kichererbsen-Kreuzkümmelfladen mit spicy geschmorten Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, grünen Bohnen und einem Hauch geriebener Limettenschale
Wenn ich in Umbrien in Italien in der Mittagshitze am Pool sitze. Im Sonnenschirmschatten. Die Füße baumeln im Wasser. Man kann den Lavendel riechen. Hummeln fliegen vorbei. Die Hühner tapsen zufrieden über die Wiese und machen so einen verzögerten Gohg-Gohg-Ton. In der Ferne hört man einen Traktor. Oder das Hupen des Bäckers. Ich lasse das Wasser von meiner Hand auf die trockenen und heißen Steinplatten tropfen. Sie sickern sofort ein. Verschwinden – schnell – egal, wie oft man es tut. Diesen Moment – das (Medi) Terrane – habe ich versucht in diesem Gericht einzufangen. Die trockenen Kichererbsenfladen mit dem Kreuzkümmelspiel. Darauf die mit Olivenöl geschmorten Zwiebelstücke. Die Knoblauchwürfel. Die Bohnen – ihr grünes Aroma. Bohnenaroma und unnachahmlicher Bohnenduft. Die gemörserte Würzmischung aus Koriandersamen, schwarzen Pfefferkörnern, dem Stück getrocknete Chilischote, das alles in Aufregung versetzen wird, der Thymian. Eine Prise Salz.
Glücksgefühle.
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Orientalisches Ofengemüse mit RoteLinsen-Kartoffel-Püree und vegetarischen Bratwürstel
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»Sind sie schon einmal mit dem Orient-Express gereist?«
Der Professor überraschte mich mit dieser Frage.
Wir saßen in seinem Garten. Er lag unter einem Sonnenschirm – den Kopf mit einem Strohhut bedeckt.
Ich saß am Klapptisch, trank Espresso. Die Füße in einer Blechwanne mit kaltem Wasser.
Ich dachte über den Orientexpress nach. Er fuhr jetzt unter dem Namen »Simplon-Orient-Express« wahlweise von London nach Paris. Von Verona nach Prag. Oder von Paris nach Istanbul. Es waren viele Strecken möglich.
»Wir könnten damit reisen. Sagen wir von Paris nach Istanbul. Vorher könnten wir noch ein paar Tage orientalische Speisen zu uns nehmen.«
Ich musste lachen. »Zu uns nehmen« klang auch für seine Verhältnisse etwas schräg.
»Etwas mit orientalischem Ofengemüse. So was. Mit Bratwürsteln.«
»Wie kommen Sie ausgerechnet auf Bratwürstel?«
»Wir würden doch über Wien fahren und die vegetarischen Bratwürstel, die wir manchmal essen, kommen doch aus Wien.«
Er hatte recht. Eigentlich keine schlechte Idee.
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