Von Aromenchaos und Erbsen und Möhren

Im Kochlabor ist es ruhig. Da ist nur das Geräusch des sprudelnden Kochwassers in dem die Kartoffelstücke hüpfen – um sich selber kreiseln. Einige Erbsen kullern auf den Boden. In 750 g Erbsenschoten verbergen sich 250 g Erbsen. Ich schreibe es auf. Ich liebe solche Wiegeaktionen. Die Erbsen mögen es auch – glaube ich. Sie genießen die Aufmerksamkeit, die ich ihnen schenke.
»Und was machen Sie jetzt Herr Grün?«, fragen sie.
»Ich werde euch etwas kochen – also so 3 Minuten, dann seid ihr weich und ich stelle euch zur Seite zum Abkühlen.« Sie sind aufgeregt.
Die Kartoffeln sind nun weich und bissfest. Ich gebe sie zusammen mit den Erbsen in ein hohes Gefäß zum Pürieren.

Das Grün der Erbsen vermischt sich mit dem leichten Gelb der Kartoffeln. Die neue gewonnene Farbe fasziniert mich.
Noch die Minzblätter dazu und einen Esslöffel Olivenöl. Salz. Das Öl verstärkt den zarten Geschmack der Erbsen – hebt die Minznote hervor. Die Aromen nehmen sich an den Händen und bewegen sich wie ein Korpus – vorsichtig und spielerisch.
Nun werde ich noch die Möhrchen schälen. Sie im Topf anhitzen, andünsten – ohne sie anzubraten. Umdrehen. Pffffscht. Ich dünste sie 2 Minuten an, dann lösche sie ab mit Gemüsebrühe. Den Deckel obenauf und manchmal auch nicht. Wovon ich es abhängig ist, weiß ich nicht. Ich bereite die Pfanne vor. Erhitze sie. Mahle schnell die Kreuzkümmelsamen. Hacke die getrocknete die Chilischote in kleine Stücke. Wieviel? »Wieviel Schärfe, Herr Grün?« Viel. Aber nicht zu viel. Herr-Grün-Schärfe. ›Gehen Sie nach Ihrem Schärfebedürfnis‹, wird es später im Rezept heißen.

Ich gebe die gemahlenen Kreuzkümmelsamen und die gehackten Chilistücke in die heiße Pfanne. Explosion. Die Aromen fliegen heraus. Explodieren heraus. Um das Aromenchaos einzufangen, gebe ich vier Esslöffel Olivenöl dazu. Lasse die Möhren in die Pfanne kullern oder besser noch: gleiten – mitten in das Aromengewusel. Chili und Kreuzkümmel umarmen die Möhren herzlich. Bummm. Freude auf allen Seiten – auch bei mir.

Ich stelle die Teller auf. Finish. Ein Bett aus Erbsen-Kartoffel-Minz-Püree. Darauf die Möhren – besprenkelt mit den Gewürzen. In mir hüpft es. Ich sehe die Fotos schon. Die Farben. Irgendwo höre ich eine Erbse kichern.

Zum Gericht: Erbsen-Kartoffel-Püree mit frischer Minze und Chili-Kreuzkümmel-Möhrchen